Lesung “Brennendes Treibeis” von und mit Frank Hahn
In den 1970er Jahren schließt sich der junge Fabian einer politischen Gruppe an, die
sich die Rettung der Welt vor Krieg und Faschismus zum Ziel gesetzt hat. Dabei werden
bisher verborgene Macht- und Männlichkeitsfantasien bei Fabian geweckt, wodu rch er
nicht merkt, wie die Gruppe im Kampf gegen die sogenannten Übel der Welt zunehmend
in eine totalitäre Ideologie abrutscht. „Brennendes Treibeis“ entfaltet vor dem Hinter-
grund einer gesellschaftlichen Atmosphäre, die ein halbes Jahrhundert zurückliegt, ein
immer wieder aktuelles Thema: die dringende Warnung vor den Alleskönnern, Besser-
wissern und Weltenrettern.
Die Handlung beginnt in Fabians Heimatstadt Hamburg, das geprägt ist von den
Erinnerungen an den Krieg, an Brände und Sturmfluten. Fabian entflammt für die
Rettung der Welt, und zugleich werden gerade dadurch Teile seiner eigenen Gefühls-
welt zu Eis.
Im Polen der Nachwendezeit findet Fabian schließlich den Absprung. Die Gescheh-
nisse dort versprühen eine Atmosphäre von Ironie und grotesken Volten, die jedes
schlichte Entweder-Oder-Denken aushebeln und so bei Fabian den Prozess einer inneren
Klärung einleiten. Unterlegt von sinnlichen Bildern aus Landschaften und Erinnerungen
erzählt „Brennendes Treibeis“ eine Geschichte von Verblendung und Erhellung, vom
Verhärten und Schmelzen der Seelen.